Der aktuelle Pelletmarkt im Überblick
Pelletpreise und -verfügbarkeit: zur Situation in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Stand: Oktober 2022
„Wir gehen davon aus, dass sich die Lage langsam wieder entspannt, auch weil die Lager von Bestandskunden bereits gefüllt sind. Die ersten Anzeichen dafür bietet die sinkende Nachfrage, die in den letzten Tagen nahezu Normalniveau erreicht hat.“
Martin Bentele, Geschäftsführer beim Deutschen Pelletinstitut (DEPI)
Warum stiegen die Preise für Pellets 2022 so enorm?
Der Preisentwicklung seit Jahresbeginn 2022 liegen folgende Ursachen zugrunde:
- Gestiegene Produktionskosten: Lt. proPellets Austria haben sich die Produktionskosten um rund 40 % erhöht, bedingt durch starke Preissteigerungen bei Sägespänen, Strom, Ersatzteilen und Transporten.
- Gestiegene Pellet-Nachfrage: Pellets als Energieträger werden im Zuge der Energiewende und dem damit einhergehenden Rücklauf von Öl- und Gasheizungen – auch bedingt durch die explodierenden Gas- und Ölpreise – europaweit immer gefragter. In Österreich haben sich die Verkäufe von Pelletheizungen 2022 beispielsweise verdoppelt. Pellets werden in anderen Ländern außerdem vermehrt in Kohlekraftwerken eingesetzt. Außerdem herrscht allgemein eine Bevorratungsdynamik, die auch viele Heizungsbetreiber zu Pellet-Hamsterkäufen veranlasste.
- Lieferausfälle bei Pellets: Kriegsbedingt fehlen rund 3,5 Millionen Tonnen Pellets am europäischen Markt, das sind rund 10 % des Gesamtbedarfs. Pellets aus Russland, Weißrussland und der Ukraine wurden vorwiegend nach Italien, Deutschland, England, Frankreich und in die Benelux-Länder exportiert. Auch die geringere Nachfrage in der Holzbranche nach Schnittholz, dessen Sägespäne für die Pellet-Herstellung benötigt werden, spielen eine Rolle bei den Lieferengpässen.
Neben der Nachfrage und den tatsächlichen Produktions- und Logistikkosten wird vor allem der Preis für den Rohstoff, in der Regel Restholz aus Sägewerken, ausschlaggebend für die weitere Preisentwicklung sein. Dabei spielt auch die Baukonjunktur und die sich daran orientierende Nachfrage nach Schnittholz eine Rolle. Wird viel eingesägt, bedeutet das auch mehr Restholz und damit tendenziell sinkende Pelletpreise.
Die Preise im Vergleich:
- Preis Österreich:
September 2022: 6 Tonnen – 569,1 Euro/t
Quelle und weiterführende Informationen sowie Regionalpreise: proPellets - Preis Deutschland:
September 2022: 6 Tonnen – 763,76 Euro/t
Quelle und weiterführende Information sowie Regionalpreise: DEPI - Preis Schweiz:
September 2022: 5 Tonnen – 615,70 CHF/t
Quelle und weiterführende Informationen: pelletpreis.ch
Wie lässt sich die Situation am Pelletmarkt aktuell beschreiben?
Österreich: Monatlich werden 140.000 Tonnen Pellets produziert – das ist mehr als tatsächlich verbraucht wird. Die aktuellen Entwicklungen führten jedoch dazu, dass viele österreichische Kunden bereits im Sommer Pellets für den Herbst und Winter bestellt haben. Diese verfrühten Bestellungen hatten Wartezeiten bei der Belieferung zur Folge. Hamsterkäufe verschärften die Verknappung und Wartezeiten zusätzlich. Zu den aktuell 40 Standorten in Österreich werden bis 2024 weitere elf Pelletierwerke den Betrieb aufnehmen und in Summe um die 2,2 Millionen Tonnen Pellets pro Jahr produzieren. Nach der aktuellen Heizsaison wird eine Entspannung des Pelletpreises im Frühjahr 2023 erwartet.
WICHTIG: Auskunft darüber, wo Pellets aktuell verfügbar sind, sowie Unterstützung bietet die neue Hotline von proPellets. Unter der Telefonnummer 01/90660 beantworten Experten von Montag bis Samstag 8.00 – 18.00 Uhr sämtliche Fragen zur aktuellen Pelletsituation.
Deutschland: Deutschland hat die größte Dichte von Sägewerken in Mitteleuropa und ist mit ca. 60 zertifizierten Produktionsstätten seit Jahren auf Platz 1 der Pelletproduktionsländer in der EU, auf Platz 3 weltweit. Somit ist auch bei einem stetigen Ausbau von Pelletheizungen und Pelletkaminöfen genug Restholz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung vorhanden. Die Produktionskapazität und auch -menge steigt seit Jahren kontinuierlich an. Im ersten Halbjahr 2022 wurden in Deutschland so viele Pellets wie noch nie produziert. Die Prognose des Gesamtbedarfs an Holzpellets für 2022 beläuft sich auf 3,1 Mio. Tonnen bei nationalen Produktionskapazitäten von 3,6 Mio. Tonnen. Die in Deutschland verbrauchten Pellets stammen mehrheitlich aus dem Inland und Nachbarländern – ca. 2 % des Inlandverbrauchs werden aus Russland, der Ukraine und Weißrussland importiert.
Aktuell zeichnet sich bereits eine Trendwende dahingehend ab, dass die Lager von Bestandskunden bereits gefüllt sind und sich die Nachfrage nach Pellets wieder in Richtung Normalniveau entwickelt. Auch Pelletpreise deutlich unterhalb des Durchschnittspreises für September konnten ermittelt werden. Die Produktion läuft auf gutem Niveau, die Lieferzeit beträgt mittlerweile zwei bis drei Wochen. Die deutsche Pelletbranche geht davon aus, dass zu Beginn des Winters alle Lager von Endverbrauchern gefüllt sein werden. Genauere Prognosen seien aufgrund der Vielzahl der Ursachen und außergewöhnlichen Situation jedoch nicht zu treffen laut Martin Bentele, Geschäftsführer des DEPV.
Wichtig: Sämtliche Fragen rund um das Heizen mit Pellets werden in den FAQs vom Deutschen Pelletinstitut aktuell und ausführlich beantwortet.
Schweiz: Die Verfügbarkeit von Pellets in der Heizsaison 2022/23 wird mit Zuversicht betrachtet – eventuell muss mit Teillieferungen gerechnet werden.
Längerfristig werden neue Produktions- und Lagerstandorte sowie zusätzliche Lieferfahrzeuge für mehr Kapazitäten sorgen, um die Pelletnachfrage in der Schweiz zu decken. Die Belieferung der kleineren Pelletlager im Sommer hilft bis dahin, Kapazitätsengpässe zu reduzieren. Es werden darüber hinaus Investitionen in bestehende Standorte getätigt. Neue, kleinere Pelletwerke befinden sich ebenfalls in Planung. In Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung der Holzindustrie herrscht hinsichtlich langfristiger Versorgungssicherheit verhaltener Optimismus.
Der Befüllungszustand der Pelletlager ist im Moment gut, die Lieferungen laufen mit mittleren Lieferfristen. Viele Kunden kauften neben losen Pellets noch zusätzlich Sackware zur Bevorratung, was, zusätzlich zu Käufen von Kunden aus Nachbarländern, zu einer Verknappung führte. Die Produzenten sind aber weiterhin in der Lage, Sackware zu produzieren.
Die weitere Entwicklung des Pelletpreises wird einerseits von jener des Rohstoffmarktes und der Energiepreise abhängig sein, andererseits allgemein von den Pellet-Lagerbeständen, die wiederum stark von den Temperaturen im Winter 2022/23 beeinflusst werden.
UPDATE April 2023
Nach den Lieferschwierigkeiten und Höchstpreisen im vergangenen Herbst beruhigte sich die Lage am Pelletmarkt durchweg. Die Pelletpreise in Österreich, Deutschland und der Schweiz nähern sich aktuell wieder den Vorjahrespreisen an. Details dazu finden Sie u.a. auf proPellets.at.
Quellen und weiterführende Informationen: proPellets Österreich, DEPI, proPellets Schweiz